ADVENTSSPECIAL: Platz für die Natur schaffen - Ausgleichsflächen zwischen Hof und Martinlamitz

Folge 1 – Die alte Melassebrennerei in Oberkotzau weicht dem Umweltschutz

Die alte Melassebrennerei in der Reuthstraße, Oberkotzau

Arten- und Naturschutz gehören zu den wichtigen ökologischen Handlungsfeldern der Deutschen Bahn. Dabei versuchen wir generell die Eingriffe in die Natur zu vermeiden. Wo das nicht möglich ist, schaffen wir Ausgleichsflächen zum Naturschutz. Dies gilt auch für die Elektrifizierung Hof – Marktredwitz in den Bauabschnitten BA21/22 zwischen Hof und Martinlamitz. In diesen Bauabschnitten wird aktuell die Genehmigungsplanung finalisiert und Anfang nächsten Jahres an das Eisenbahn-Bundesamt übergeben. An den vier Adventsonntagen stellen wir Ihnen hierzu vor, wo und wie wir in diesen Bauabschnitten konkret Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz planen. Den Auftakt macht die landschaftspflegerische Ausgleichsmaßnahme auf dem Grundstück der ehemaligen nordfränkischen Melassebrennerei in Oberkotzau.

Im Rahmen der Elektrifizierung Hof – Marktredwitz erneuern wir im Bahnhof Oberkotzau und in den angrenzenden Streckenabschnitten des Ostkorridor Süd alle Gleise, wir errichten Lärmschutzwände und Oberleitungsanlagen, bauen neue Kabeltröge und Stellwerke und mehrere Brücken werden um- oder neugebaut. „Für die Realisierung dieser Maßnahmen sind direkt an der Bahnstrecke Baulogistikflächen erforderlich, auf denen das ausgebaute Material, zum Beispiel alte Schwellen, Schienen und Signale vor dem Abtransport gelagert werden können – auch für die Anlieferung der neu einzubauenden Materialien werden umfangreiche Lager- und Logistikflächen benötigt“, erklärt Projektleiter Matthias Holfeld. Während auf der Westseite des Güterbahnhofs von Oberkotzau die Einrichtung einer Baulogistikfläche mit einem Gewerbeunternehmen abgestimmt werden konnte, sind auf der Ostseite des Bahnhofs keine ausreichend großen und nutzbaren Flächen für die Baulogistik vorhanden. Durch die enganliegende Bebauung auf der Ostseite der Bahnstrecke und den direkt an der Westseite angrenzenden Flusslauf der Saale konnten wir auch in unmittelbarer Umgebung des Güterbahnhofs keine geeigneten Flächen für die Baulogistik direkt an der Bahnstrecke finden. Daher muss wir für die Baulogistik auf das Grundstück der ehemaligen nordfränkischen Melassebrennerei in Oberkotzau zurückgreifen.

 

Hier in grün: Diese Fläche wird nach der Bauzeit entsiegelt zu einer Wiese umgestaltet.

Neben der Einrichtung einer Baulogistikfläche kann das Grundstück zusätzlich dem Naturschutz dienen. Im Rahmen der Elektrifizierung Hof–Marktredwitz errichten wir zwischen Oberkotzau und Hof ein neues drittes Streckengleis und Überholgleise in Hof und Oberkotzau werden für die europäische Standardzuglänge von 740 Meter verlängert. Diese Maßnahmen führen unausweichlich zu einer Versiegelung bisher unversiegelter Flächen neben der Bahnstrecke. Auch die Errichtung von Oberleitungsmasten und Lärmschutzwänden greifen in die Böden neben der Bahnstrecke ein. Zum Ausgleich dieser Versiegelung haben wir zusammen mit Umweltfachplanern und Naturschutzbehörden entlang der Bahnstrecke nach Flächen gesucht, wo wir bestehende versiegelte Flächen entsiegeln können und damit den Verlust an Lebensräumen gleichwertig ausgleichen können. Das Grundstück der ehemaligen nordfränkischen Melassebrennerei in Oberkotzau bietet dabei den Vorteil, dass neben einer Flächenentsiegelung auch Ausgleichsmaßnahmen für die Pflanzenwelt und Artenschutzmaßnahmen für die Tierwelt umgesetzt werden können.

Zur Einrichtung einer vorübergehenden Baulogistikfläche für die Realisierung der Elektrifizierung Hof – Marktredwitz und für die Schaffung einer dauerhaften Ausgleichsfläche ist der Rückbau der ehemaligen Fabrikgebäude geplant, die seit gut 30 Jahren nicht mehr in Betrieb sind. Der heute stark baufällige Komplex wird durch die DB erworben, vollständig abgebrochen und während der Bauzeit als Baulogistikfläche genutzt. „Nach der Bauzeit entsiegeln wir die Fläche wieder und errichten einen strukturreichen Lebensraum, von dem zahlreiche Tier- und Pflanzenarten profitieren werden“, erklärt Stefan Kaiser, Projektingenieur für Umweltschutz im Team Elektrifizierung Hof–Marktredwitz.

 

Ein typischer Blütenbestand einer Staudenflur.

Konkrete Maßnahme sind schon jetzt in einem Entwicklungskonzept für die ehemalige Melassebrennerei geplant. „Wir wollen hier eine extensive Wiese in Form einer besonders artenreichen Staudenflur bzw. eines kräuterreichen Saums herstellen. Weil diese Art der Wiese spät und nur ein- bis maximal zweimal jährlich gemäht wird, hat die Natur genug Zeit sich unabhängig von menschlichen Einflüssen zu entwickeln. Außerdem bietet das hohe Gras kleineren Wildtieren, beispielsweise Zauneidechsen, eine sichere Versteckmöglichkeit. Diese Biotope sorgen für ein ausgeglicheneres, feuchteres und kühleres Mikroklima als häufiger gemähte Wiesenflächen“, so Kaiser. Diese Artenvielfalt ist auch besonders im Hochsommer für Bienen und andere bestäubende Insekten ein Paradies. Die fleißigen Insekten finden in Zukunft also auch später im Jahr Nahrung, wenn auf anderen Wiesen bereits gemäht wurde.

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