Flora und Fauna auf den Spuren: Umweltuntersuchungen entlang des Abschnitts Hof–Marktredwitz

Ein Zauneidechsenmännchen entlang des Abfangzaunes. © Klaus Ehrlich

Weil der Schutz der Umwelt ein wichtiger Aspekt bei dem Bahnausbau Hof–Marktredwitz ist, beobachten Artenschutzexperten ein ganzes Jahr lang die Reviere von Reptilien, Amphibien und Brutvögeln und welche Lebewesen darüber hinaus an unseren Bahnstrecken vorkommen. Denn nur dann können wir Rücksicht auf sie nehmen. Dazu gehen wir auch schon mal los und zählen Kröten oder Eidechsen. Davon ausgehend schätzen wir die Auswirkungen unserer Baumaßnahmen ab und entwickeln geeignete Gegenmaßnahmen zum Schutz der Umgebung. Dabei behalten wir vom Beginn der Planungen an im Blick, welche Beeinträchtigungen für Menschen, Tiere oder Pflanzen entlang des 42 Kilometer langen Streckenabschnittes entstehen könnten. Seit gut fünf Monaten sind die Umweltgutachter an der Strecke unterwegs. Erste Zwischenergebnisse und spannende Einblicke hat uns Verena Schmidt, Projektingenieurin für Umweltschutz im Team der Elektrifizierung Hof–Marktredwitz in einem Interview verraten.  

Welche ersten Ergebnisse gibt es aus den Beobachtungen an der Bahnstrecke zwischen Hof und Marktredwitz? 

„In der ersten Phase der Umweltkartierung haben Artenschutzexperten schon einige schützenswerte Tierarten wie beispielsweise Teichmolch, Fischotter und Zauneidechse an der Bahnstrecke entdeckt. Zu Beginn der Untersuchungen haben die Experten fachliche Abschätzungen erstellt, welche Tierarten sie entlang der Strecke entdecken werden. Zahlreiche davon haben sie hier auch schon finden können, welche sie unter anderem auch mit Bildern dokumentiert haben. Da die Projektstrecke über 40 km misst und wir eine Vielzahl von Arten bzw. Artengruppen berücksichtigen müssen, werden die Untersuchungen - ausgeführt von zahlreichen Fachbüros - noch bis zum Herbst 2022 stattfinden. Im Anschluss daran halten unsere Experten alle Ergebnisse in einem Bericht fest. Dieser dient dann als Grundlage für verschiedene weitere umweltbezogene Gutachten im Rahmen der Planung. So können dann entsprechende Maßnahmen zum Schutz von Flora und Fauna in Bezug auf die konkreten projektbezogenen Auswirkungen formuliert werden. Wir wollen ja nicht nur die Tiere selbst, sondern auch ihre Lebensräume schützen.

Welche Maßnahmen können schon während der Planungsphase getroffen werden, um Tiere und Pflanzen nicht oder wenig zu beeinträchtigen? 

„Es gibt eine Vielzahl an Maßnahmen, die man machen kann. Wichtig ist, dass sie zur jeweiligen Örtlichkeit und den Ansprüchen der Betroffenheiten passen. Zudem versucht man immer erst Konflikte zu vermeiden, dann so gut es geht zu minimieren und nur wenn es sich dann nicht umgehen lässt, werden Maßnahmen zur Kompensation des Eingriffs notwendig. Klassische Maßnahmen zur Vermeidung sind Bauzeitenregelungen. Man richtet die Baustelle also erst dann ein, wenn die Tiere nicht im Baufeld aktiv sind. Viele Arbeiten werden beispielsweise außerhalb der Brutzeit von Vögeln durchgeführt. Viele kennen das sicher auch privat, da man nach Naturschutzgesetz Bäume erst im Winterhalbjahr fällen darf (vgl. § 39 BNatSchG).

Aber auch schon die Methoden zur Erfassung der Fauna, die wir ja jetzt durchführen, haben wir in der Vorplanung so gewählt, dass die Tiere dabei nicht gestört werden. Um möglichst viele Arten zu finden, sie aber dabei nicht zu verscheuchen, haben die Umweltplaner u.a. auf den Einsatz von Fotofallen, Ultraschallgeräten oder künstlichen Verstecken gesetzt. Sie wurden im jeweiligen Untersuchungsgebiet rechts und links der Gleise aufgestellt. Um zum Beispiel Luchse und Wildkatzen zu erfassen, stellen wir sogenannte Lockstöcke auf, an denen sich die Tiere reiben und so Fell bzw. Haare hinterlassen. An diesen Proben können wir dann feststellen, welche Tiere sich hier aufgehalten haben und vielleicht auch daran ableiten, wie sie sich im Raum bewegt haben. Eine weitere spannende Untersuchung ist die Raumnutzungsanalyse bestimmter Vogelarten. Es klingt banal, aber hier sitzt man an bestimmten Orten und beobachtet, woher die Vögel kommen und wohin sie fliegen. Das hilft uns aber festzustellen, wo gegebenenfalls gute Nahrungsstätten oder ihre auch Brutplätze liegen. Und daraus kann man dann auch wiederrum ableiten, ob unser Projekt diese Räume, Plätze oder auch die Rute an sich beeinträchtigt oder aber eben auch nicht.

Müssen Tiere umgesiedelt werden? 

„Ob Tiere im Abschnitt zwischen Hof und Marktredwitz umgesiedelt werden müssen, können wir erst sagen, nachdem der Gutachter im Herbst 2022 die Ergebnisse zusammengetragen hat und wir sie mit unserer parallel erstellten Planung abgleichen. Wir von der Deutschen Bahn sind insbesondere nach dem Bundesnaturschutzgesetz dazu verpflichtet, die Natur so wenig wie möglich durch den Bahnausbau zu beeinträchtigen. Ist das nicht möglich greifen kompensierende Maßnahmen. Die Umsiedlung von Tieren entspringt oftmals dem Artenschutzrecht. Wenn eine Betroffenheit von geschützten Arten in der Planung festgestellt wird, die auch nicht durch Vermeidungsmaßnahmen umgangen werden können, dann sind solche Umsiedlungsmaßnahmen möglich. Beispielsweise haben wir bei der Bahn den Fall regelmäßig mit der Artengruppe der Reptilien, die nur zu gern im sonnigen Gleisbereich und den lichten, teilweise strukturreichen Lebensräumen daneben leben. Nicht immer können wir sie temporär in eine passende Nachbarschaft beurlauben, bis unsere Baustelle vorbei ist. Dann müssen wir komplett neue Lebensräume für die diversen Eidechsen- und Schlangenarten schaffen, in die sie umziehen können. Natürlich muss die Ersatzfläche vorher gebaut und entwickelt werden, bevor unsere Baustelle beginnt und die Tiere umgesiedelt werden. Diese ganzen planerischen sowie umsetzenden Tätigkeiten werden dabei nur von Fachexperten durchgeführt. Den Tieren soll so wenig Stress wie möglich bereitet werden.

 

Bilder an der Strecke

Diese Tiere haben die Experten an der Strecke gefunden...

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