Modernisierung Pechbrunn & Wernberg

Bahnstrecke Marktredwitz – Weiden – Schwandorf

Die Bahnstrecke zwischen Marktredwitz und Schwandorf wurde abschnittsweise in den 1860er- und 1870er-Jahren errichtet und Anfang des 20. Jahrhunderts durchgehend zweigleisig ausgebaut. Dabei wurden an vielen Verkehrsstationen vergleichsweise enge Bahnsteige zwischen den Gleisen errichtet und höhengleiche Bahnsteigzugänge geschaffen, bei denen die Fahrgäste die Bahnsteige nur durch das Überqueren der Betriebsgleise erreichen können. Mit dem zweigleisigen Ausbau wurde die Bahnstrecke Anfang des 19. Jahnhunderts schrittweise mit technischen Sicherungsmaßnahmen für den Zugbetrieb ausgestattet, seinerzeit durch den Bau von mechanischen Stellwerken. Durch die deutsche Teilung verlor die Strecke zunächst an Bedeutung und es unterblieben damit weitere Ausbau- und Erneuerungsmaßnahmen. In den Bahnhöfen Pechbrunn und Wernberg wurde die Stellwerkstechnik zuletzt in den 1950er und 1960er Jahren mit Relaisstellwerken der Bauart Dr S2 erneuert. Diese Bauart ist eine Nachkriegsentwicklung für kleine Bahnhöfe mit einem vereinfachten Betriebsprogramm, bei denen eine geringe Anzahl an Signalen und Weichen durch Nachrüstung von Relaistechnik aus den bestehenden Gebäuden der Altstellwerke heraus bedient werden kann.

Links ist am Beispiel Nabburg ein typischer Bahnhof für die Strecke, rechts ein noch mechanisches Stellwerk, das in Nabburg eingesetzt wird.

In vielen Bahnhöfen entlang der Bahnstrecke zwischen Marktredwitz und Schwandorf gibt es einen Bedarf zur Erneuerung der Stellwerkstechnik und einem barrierefreien Ausbau der Bahnsteige und Bahnsteigzugänge. Diese Maßnahmen sollen im Rahmen der Elektrifizierung Marktredwitz–Regensburg zusammen mit dem Neubau von Oberleitungsanlagen und Lärmschutzwänden umgesetzt werden. Hierzu werden wir im Jahr 2024 über die Ergebnisse der Vorplanung informieren. Für das Ausbauprojekt Elektrifizierung Marktredwitz–Regensburg sind weitere umfangreiche Planungsschritte, Genehmigungsverfahren und Finanzierungsabstimmungen notwendig, so dass mit der baulichen Umsetzung der Maßnahmen erst in den 2030er-Jahren gerechnet werden kann. In den zwei Bahnhöfen Pechbrunn und Wernberg kann die Eisenbahninfrastruktur im bestehenden Zustand jedoch nicht mehr bis in die 2030er Jahre betrieben werden. Im Folgenden informieren wir über die in den 2020er-Jahren geplanten Änderungen in Raum Pechbrunn und im Raum Wernberg.

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Projekt ESTW Pechbrunn

Hier sind die Krümmungen im Gleis vor dem Bahnhof Pechbrunn deutlich zu sehen.

Die Gemeinde Pechbrunn befindet sich im Norden der Oberpfalz. Der Bahnhof an der Bahnstrecke 5050 Weiden–Oberkotzau verfügt über zwei durchgehende Streckengleise, ein Überholgleis für Güterzüge, ein Ladegleis und ein dazwischen liegendes, kurzes Rangiergleis. Die Gleise wurden zuletzt Anfang der 1990er-Jahre erneuert, mehrere Weichen, Weichenantriebe und die Gas-Weichenheizung stammen aus dem Ende der 1970er-Jahre. Die Streckengeschwindigkeit beträgt für konventionelle Fahrzeuge 120 km/h und für Triebwagen mit Neigetechnik bis zu 150 km/h. Die Weichen im Bahnhof Pechbrunn liegen dabei so ungünstig im Bogen, dass die Geschwindigkeit beim Gleiswechsel auf 60 km/h verringert werden muss. Der dafür notwendige Bremsvorgang und der ständige Krümmungswechsel der Weichenverbindungen im Bogen, führt zu einem hohen Verschleiß und einer entsprechenden Geräuschentwicklung im Betrieb. Die Gleise und Weichen haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und müssen erneuert werden. Weil für die derzeitige Weichenheizungsanlage keine Ersatzteile mehr verfügbar sind, erneuern wir auch diese. Die Bahnsteige im Bahnhof Pechbrunn wurden bereits 1997 barrierefrei neu gebaut.

Hier direkt am Bahnhof Pechbrunn steht das Stellwerksgebäude.

In das Stellwerksgebäude aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts wurde im Jahr 1956 ein Relaisstellwerk der Bauart Dr S2 eingebaut, welches das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht hat und für das keine Ersatzteile mehr verfügbar sind. Da diese vereinfachte Stellwerkstechnik aus der Nachkriegszeit nur wenige Signale steuern kann, können Zugfahrten nicht in allen Bahnhofsgleisen in beiden Fahrtrichtungen signalisiert werden. Dadurch können Züge bei Bauarbeiten oder betrieblichen Störungen vom Bahnhof Pechbrunn aus nicht im so genannten signalisierten Gleiswechselbetrieb über das Gegengleis in die Nachbarbahnhöfe Marktredwitz bzw. Wiesau fahren. In diesem Fall kann jedes durchgehende Streckengleis nur in einer Fahrrichtung befahren werden. Die bestehenden durchgehenden Streckengleise sind zwar lang genug für Güterzüge mit der europäischen Standardzuglänge von 740 Metern, verfügen aber nicht über den Gleiswechselbetrieb. Das Güterzugüberholgleis hingegen verfügt zwar in beiden Fahrtrichtungen über Signale, der Signalabstand ist aber zu kurz für 740 Meter lange Züge. Damit entsteht aktuell folgendes Problem im Betrieb: Soll im Bahnhof Pechbrunn ein 740 Meter langer Güterzug von einem Personenzug überholt werden, dann muss der Güterzug am durchgehenden Hauptgleis warten, während der Personenzug über das bahnsteiglose Überholgleis mit einer auf 60 km/h verringerten Geschwindigkeit vorbeifährt. Steht ein durchgehendes Hauptgleis wegen Bauarbeiten oder wegen einer Betriebsstörung nicht zur Verfügung, dann müssen die Personenzüge ebenso über das bahnsteiglose Güterzugüberholgleis ausweichen, womit der Halt im Bahnhof Pechbrunn entfällt.

Die bestehende Eisenbahninfrastruktur ist altersbedingt störanfällig und so unflexibel, dass aus dem Infrastrukturzustand Unterbrechungen und Verspätungen im Zugverkehr entstehen, die sich durch die Anschlussbeziehungen entlang der Strecke auf weitere Züge in ganz Nordostbayern übertragen.

Modernisierung Bahnhof Pechbrunn

Im Jahr 2024 erfolgt die umfassende Erneuerung von Gleisen und Weichen sowie der Stellwerkstechnik im Bahnhof Pechbrunn. Konkret sind folgende Maßnahmen geplant:

  • Umrüstung der vorhandenen Stellwerkstechnik auf elektronische Stellwerkstechnik durch Neubau eines abgesetzten elektronischen Stellwerks (ESTW-A) neben dem bestehenden Stellwerksgebäude
  • Neubau aller Signale im Streckenabschnitt Marktredwitz – Pechbrunn – Wiesau inkl. Einrichtung von Gleiswechselbetrieb und Blockverdichtung im Abschnitt Marktredwitz – Pechbrunn sowie Vorbereitung des Gleiswechselbetriebs in Richtung Wiesau und Vorbereitung der Nachrüstung des europäischen Zugsicherungssystems ETCS
  • Kabeltiefbau- und Kabelverlegearbeiten
  • Erneuerung der Überleitweichenverbindungen und Verschiebung in die geraden Streckengleise für Überleitgeschwindigkeiten von 100 km/h zur Vermeidung von unnötigen Bremsvorgängen und Fahrzeitverlusten im Betrieb
  • Erneuerung von 2 weiteren Weichen im Bahnhof
  • Erneuerung des nördlichen Streckengleises im Bahnhof (ein Teil des Gleises wurde bereits in 2022 erneuert)
  • Erneuerung des Überholgleises und des Ladegleises inkl. Auflösung des Infrastrukturanschlusses des ehemaligen Basaltwerks Pechbrunn mit Rückführung des Ladegleises in den Infrastrukturbestand der DB und Rückbau des Rangiergleises
  • Neubau einer elektrischen Weichenheizungsanlage
  • Rückbau aller nicht mehr betriebsnotwendigen Altanlagen

 

So wurde das neue Modulgebäude in Pechbrunn Stück für Stück errichtet.

Mit der Modernisierung der Infrastruktur werden die Signalstandorte in allen Gleisen für 740 Meter lange Güterzüge optimiert. Dadurch können zukünftig alle Güterzüge das Überholgleis nutzen. Zudem werden in Pechbrunn alle Gleise in allen Fahrtrichtungen mit Signalen ausgerüstet, so dass Züge bei Bauarbeiten und Betriebsstörungen flexibel auf alle anderen Gleise ausgewichen können. Durch die Erneuerung der Infrastruktur verringern wir die Störanfälligkeit der Infrastruktur und erhöhen die Flexibilität mit dem Ziel, die Pünktlichkeit der Züge auf der Strecke Hof – Regensburg zu erhöhen und damit die Qualität für die Reisenden zu verbessern. Bei der Erneuerung des Überholgleises begradigen wir die Gleislage und erhöhen den Gleisabstand zum benachbarten Streckengleis so, dass der erforderliche Bauraum für die Nachrüstung von Oberleitungsmasten und Lärmschutzwänden zwischen dem Streckengleis und dem Überholgleis im Bahnhof Pechbrunn im Rahmen der Streckenelektrifizierung entsteht.

Bereits im Jahr 2023 wurde mit Umweltschutzmaßnahmen und mit dem Bau des Modulgebäudes für das neue Stellwerk begonnen. Im ersten Quartal 2024 sind bauvorbereitende Maßnahmen wie die Beseitigung von Bewuchs und die Herstellung von Baustelleneinrichtungsflächen vorgesehen. Ab dem Frühjahr finden Kabeltiefbauarbeiten und Gründungsarbeiten statt und es werden die ersten Gleise im Bahnhof Pechbrunn erneuert und die neuen Signale aufgestellt. Diese Arbeiten werden so weit wie möglich im Sperrschatten einer Gleisbaumaßnahme im Abschnitt Wiesau – Neustadt/Waldnaab vom 11. Mai – 7. Juni 2024 ausgeführt. Das heißt: Wir nutzen die Sperrung des Streckenabschnitts im Zuge einer anderen Maßnahme, um die betrieblichen Einschränkungen so kurz wie möglich zu halten.  Parallel findet die Ausrüstung des neuen Stellwerksgebäudes statt. Im Sommer 2024 werden die neuen Anlagen getestet und die Inbetriebnahme vorbereitet. Im Zeitraum vom Samstag, den 21. September 2024 bis einschließlich zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2024 wird der Streckenabschnitt Marktredwitz–Pechbrunn–Wiesau voll gesperrt. In dieser Zeit werden die Weichen im Bahnhof Pechbrunn umgebaut, die Gleisumbauten weitestgehend fertiggestellt, die alten Signalanlagen zurückgebaut und die neue Stellwerkstechnik in Betrieb genommen. Bis Jahresende 2024 finden noch Restarbeiten statt, die Baustelleneinrichtungsflächen werden wieder aufgelöst und die Umweltschutzmaßnahmen abgeschlossen. Zu den genannten Sperrzeiten der Bahnstrecke ist der Schienenpersonennahverkehr unterbrochen; durch die Eisenbahnverkehrsunternehmen wird Schienenersatzverkehr eingerichtet. Wir bitten alle Reisenden, sich über die aktuellen Abfahrtszeiten der Züge und des Schienenersatzverkehrs tagesaktuell zu informieren.

Anpassung der Stellwerkstechnik im Bahnhof Marktredwitz

Für die Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks (ESTW) im Bahnhof Pechbrunn muss die Stellwerkssoftware im Bahnhof Marktredwitz angepasst werden. Hierzu ist am 2./3. Oktober 2024 eine Betriebsunterbrechung im Bahnhof Marktredwitz erforderlich mit Auswirkungen auf den Bahnbetrieb der Strecken Kirchenlaibach–Pegnitz–Cheb und Oberkotzau–Marktredwitz–Wiesau. Diese ohnehin erforderliche Sperrung nutzt die DB für die folgenden Verbesserungen im Bahnhof Marktredwitz:

  • Neubau und Inbetriebnahme eines Zugdeckungssignals am Gleis 5 in Marktredwitz inkl. Erneuerung der Einfahrsignale zur Signalisierung der reduzierten Einfahrgeschwindigkeit auf das Zugdeckungssignal
  • Modernisierung der Fahrdienstleiter-Arbeitsplätze (Hochrüstung des Bedienleitsystems) im elektronischen Zentralstellwerk im Bahnhof Marktredwitz inkl. Softwarewechsel

Mit dem Neubau des Zugdeckungssignals am Gleis 5 können zukünftig Personenzüge in Marktredwitz gekuppelt werden. Dies ermöglicht ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 mehr Direktverbindungen zwischen Nürnberg und Hof bzw. Cheb über Marktredwitz. Hierzu hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), welche im Auftrag des Freistaats Bayern den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) plant, finanziert und kontrolliert, bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 eine lückenlose stündliche Verbindung zwischen Nürnberg, Kirchenlaibach und Marktredwitz (RE 31) sowie zwischen Marktredwitz und Cheb (RE 33) eingerichtet. Allerdings müssen aus Nürnberg, Pegnitz und Kirchenlaibach kommende Reisende im Bahnhof Marktredwitz zur Weiterfahrt in Richtung Arzberg und Cheb im laufenden Jahr noch umsteigen. Dieser Umstieg kann ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 entfallen: Die von Nürnberg kommenden schnellen Regionalexpresszüge werden dann in Marktredwitz geteilt, so dass ein Zugteil umsteigefrei als RE 31 nach Hof weiterfahren kann und der andere Zugteil umsteigefrei als RE33 nach Arzberg und Cheb durchgebunden ist. In der Gegenrichtung können die Zugteile des RE31 aus Hof und des RE33 aus Cheb und Arzberg kommend am neuen Zugdeckungssignal in Marktredwitz zu einem Zug zusammengekuppelt werden und die Reisenden können ihre Fahrt in Richtung Nürnberg ebenfalls umsteigefrei fortsetzen.

Informationen während der Bauzeit

Während der Arbeiten zur Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur auf dem Streckenabschnitt Marktredwitz–Pechbrunn–Wiesau kommt es in 2024 baubedingt zu Einschränkungen im Zugbetrieb und insbesondere in der Ortslage Pechbrunn während der Bauarbeiten zu Lärm- und Staubemissionen. Wir bitten hierzu alle Betroffenen um Verständnis. Die DB wird besonders lärmintensive Baumaßnahmen vorab erneut lokal als auch auf der Homepage ankündigen. Für Rückfragen oder Beschwerden zu den stattfindenden Baumaßnahmen im Streckenabschnitt Marktredwitz–Pechbrunn–Wiesau im Jahr 2024 wenden Sie sich bitte gern an uns über das Kontaktformular auf unserer Homepage.

 

 

 

Projekt ESTW Wernberg

Bestehende Eisenbahninfrastruktur

Die Marktgemeinde Wernberg-Köblitz befindet sich im Norden des Landkreises Schwandorf im Herzen der Oberpfalz. Der Bahnhof an der Bahnstrecke 5860 Regensburg–Weiden verfügt über zwei durchgehende Hauptgleise, ein Güterzugüberholgleis und zwei bereits stillgelegte ehemalige Ladegleise. Die Streckengeschwindigkeit beträgt für konventionelle Fahrzeuge 130 km/h und für Triebwagen mit Neigetechnik bis zu 150 km/h. Die Eisenbahnbrücke über die Nürnberger Straße (Staatsstraße St2399, vormals Bundesstraße B14) darf bauartbedingt nur mit 100 km/h überfahren werden. Wie alle Bahnhöfe auf dem fast 100 km langen Streckenabschnitt zwischen Regensburg-Walhallastraße und Windischeschenbach liegt auch im Bahnhof Wernberg das Güterzugüberholgleis auf der Westseite der Streckengleise. Soll ein langsamer Güterzug von einem schnelleren Personenzug überholt werden, muss dieser in der Fahrtrichtung von Regensburg nach Hof immer erst das Gegengleis kreuzen, um in das Überholgleis ein- und ausfahren zu können. Dadurch behindern die zu überholenden Güterzüge die Züge der Gegenrichtung. Das Freihalten der Weichen im nördlichen Bahnhofsbereich von Eis und Schnee im Winter erfolgt noch mit einer Gas-Weichenheizung.

So müssen Fahrgäste aktuell die Gleise überqueren, um zum zweiten Bahnsteig zu gelangen.

Im Bahnhof Wernberg sind historische Zwischenbahnsteige vorhanden, die eine Höhe von nur 38 Zentimeter aufweisen. Damit können Fahrgäste vom Bahnsteig aus nicht barrierefrei in die Regionalbahnen mit einer Einstiegshöhe von 55 Zentimeter einsteigen. Zudem sind die Zwischenbahnsteige so eng, dass der Aufenthalt auf ihnen während einer Zugdurchfahrt nicht zulässig ist und mobilitätseingeschränkte Personen bzw. Fahrgäste mit Kinderwagen, Fahrrädern oder Gepäck nicht genug Platz haben. Die Bahnsteigkante für Züge in Fahrtrichtung Regensburg ist nur durch das niveaufreie Überqueren des Betriebsgleises in Fahrtrichtung Hof möglich. Um Fahrgäste nicht zu gefährden, darf bei Halt eines Personenzuges im Bahnhof Wernberg in der anderen Fahrtrichtung dann kein Zug durchfahren. Dies führt im Raum Wernberg zur Übertragung von Verspätungen der Züge von der einen Fahrtrichtung auf die andere Fahrtrichtung. Die Bahnsteige sind nur an die östlich liegende Bahnhofsstraße angebunden; die westlich liegende Nürnberger Straße mit dem Rathaus der Marktgemeinde ist nur über einen nicht barrierefreien Fußsteg über die Gleise oder durch Unterquerung der etwa 400 Meter südlich gelegenen Eisenbahnbrücke über die Nürnberger Straße möglich. Nördlich des Bahnhofs befindet sich die Eisenbahnbrücke über den Feistenbach (Weidachgraben) und zwei Wege aus dem Jahr 1863, deren Wiederlager zuletzt im Jahr 1963 erneuert wurden. Die Stahlüberbauten aus den Jahren 1895 bzw. 1903 haben das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht und führen durch ihre offene Fahrbahn ohne durchgehendes Schotterbett zu erhöhtem Lärm im Bestand.

In das ehemalige Bahnhofsgebäude wurde im Jahr 1963 ein Relaisstellwerk der Bauart Dr S2 eingebaut, welches das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht hat und für das keine Ersatzteile mehr verfügbar sind. Da diese vereinfachte Stellwerkstechnik aus der Nachkriegszeit nur wenige Signale steuern kann, können Zugfahrten nicht in allen Bahnhofsgleisen in beiden Fahrtrichtungen signalisiert werden. Das heißt für den laufenden Betrieb: Bei Bauarbeiten oder Betriebsstörungen können Züge vom Bahnhof Wernberg aus nicht im so genannten Gleiswechselbetrieb über das Gegengleis in die Nachbarbahnhöfe Weiden bzw. Nabburg fahren, sondern je Gleis nur in eine Fahrrichtung. Das Gleis 1 im Bahnhof Wernberg ist zwar lang genug für Güterzüge mit der europäischen Standardzuglänge von 740 Metern, verfügt aber ebenfalls nicht über den Gleiswechselbetrieb. Das Güterzugüberholgleis hingegen verfügt zwar in beiden Fahrtrichtungen über Signale, der Signalabstand ist aber zu kurz für 740 Meter lange Züge. Soll im Bahnhof Wernberg ein 740 Meter langer Güterzug in Fahrtrichtung Hof von einem Personenzug überholt werden, dann muss der Güterzug am Gleis 1 warten, während der Personenzug über das bahnsteiglose Überholgleis mit einer auf 60 km/h verringerten Geschwindigkeit vorbeifährt. Güterzüge mit einer Länge von weniger als 620 Metern können zwar auch in Fahrtrichtung Hof das Überholgleis nutzen, müssen dafür aber bei der Einfahrt und Ausfahrt in den Bahnhof das Gegengleis kreuzen und blockieren damit den Zugverkehr in der Gegenrichtung. Die bestehende Eisenbahninfrastruktur ist altersbedingt störanfällig und so unflexibel, dass aus dem Infrastrukturzustand Unterbrechungen und Verspätungen im Zugverkehr entstehen, die sich durch die Anschlussbeziehungen entlang der Strecke auf weitere Züge in ganz Nordostbayern übertragen.

Modernisierung Bahnhof Wernberg

In den Jahren 2027 bis 2029 planen wir die umfassende Erneuerung von Gleisen, Weichen, Bahnsteigen und der Stellwerkstechnik im Bahnhof Wernberg. Bauvorbereitende Maßnahmen, insbesondere Maßnahmen zum Umweltschutz und zur Einrichtung von Baulogistikflächen sollen bereits in 2026 erfolgen. Konkret handelt es sich um folgende Maßnahmen:

  • Umrüstung der vorhandenen Stellwerkstechnik auf elektronische Stellwerkstechnik durch Neubau eines abgesetzten elektronischen Stellwerks (ESTW-A) im Bahnhof Wernberg westlich der Bahn im Bereich der Kreuzung Nürnberger Str. / Neunaigener Str.
  • Neubau aller Signale im Streckenabschnitt Weiden – Wernberg – Nabburg inkl. Blockverdichtung und Vorbereitung des Gleiswechselbetriebs sowie Vorbereitung der Nachrüstung des europäischen Zugsicherungssystems ETCS
  • Kabeltiefbau- und Kabelverlegearbeiten
  • Erneuerung der beiden Streckengleise, des Überholgleises und der erforderlichen Weichen im Bahnhof Wernberg in verschobener Gleislage, so dass das Überholgleis östlich neben den Streckengleisen liegt und eine Nutzlänge von 740 Metern aufweist und zwischen dem Gleisen Bauraum für eine Lärmschutzwand bzw. einen Mittelbahnsteig entsteht; Rückbau der ehemaligen Ladegleise
  • Neubau von elektrischen Weichenheizungsanlagen
  • Barrierefreier Neubau eines Mittelbahnsteiges zwischen den Streckengleisen mit einer Bahnsteiglänge von 120 Metern und einer Bahnsteighöhe von 55 Zentimetern
  • Rückbau der bestehenden Fußgängerüberführung (FÜ) am Bahn-km 69,531 aus dem Jahr 1901, welche keine ausreichende lichte Höhe für die spätere Elektrifizierung aufweist und Ersatz durch den barrierefreien Neubau der FÜ mit einer Bauwerksbreite von 2,50 Metern und einer lichten Durchfahrtshöhe von 6,20 Metern jeweils mit Treppen und Aufzügen an der Westseite, an der Ostseite und am Mittalbahnsteig
  • Erneuerung der Eisenbahnüberführung (EÜ) über den Feistenbach (Weidachgraben) am Bahn-km 70,223
  • Erneuerung und bauliche Änderung der drei Bahnübergänge (BÜ) am Bahn-km 60,738 im Nabburger Ortsteil Haindorf sowie am Bahn-km 65,748 und am Bahn-km 66,768 zwischen Pfreimd und Wernberg-Köblitz sowie Anpassung der Sicherungstechnik am BÜ Bahn-km 62,910 am Haltepunkt Pfreimd und Rückbau eines Privatüberwegs am Bahn-km 72,884 im Ortsteil Grünau des Marktes Wernberg-Köblitz
  • Errichtung zweier Heißläufer- und Festbremsortungsanlagen (HOA / FBOA) bei Bahn- km 53,510 der Strecke 5860 (Regensburg – Weiden) im Stullner Ortsteil Brensdorf und bei Bahn- km 7,190 der Strecke 5050 (Weiden–Oberkotzau–Hof) in Neustadt an der Waldnaab.
  • Rückbau aller nicht mehr betriebsnotwendigen Altanlagen

Mit der Modernisierung der Infrastruktur optimieren wir die Signalstandorte in allen Gleisen für 740 Meter lange Güterzüge. Dadurch können zukünftig alle Güterzüge das Überholgleis im Bahnhof Wernberg nutzen. Durch die neue Lage des Überholgleises auf der Ostseite der Streckengleise müssen Güterzüge in Fahrtrichtung Hof bei der Ein- und Ausfahrt in das Überholgleis nicht mehr das Gegengleis kreuzen und behindern damit nicht mehr den Personenverkehr in der Gegenrichtung. Zudem rüsten wir alle Gleise im Bahnhof in beiden Fahrtrichtungen mit Signalen aus, so dass Züge bei Bauarbeiten und Betriebsstörungen flexibel auf alle anderen Gleise ausgewichen können. Durch die Erneuerung der Infrastruktur verringern wir die Störanfälligkeit der Infrastruktur und erhöhen die Flexibilität mit dem Ziel, die Pünktlichkeit der Züge auf der Strecke Hof – Regensburg zu erhöhen und damit die Qualität für die Reisenden zu verbessern. Der Neubau des Mittelbahnsteiges und der Fußgängerüberführung ermöglichen zukünftig sowohl einen vollständig barrierefreien Zugang zum Bahnsteig und Ein- und Ausstieg in Züge mit einer Einstiegshöhe von 55 Zentimetern. Auch eine vollständig barrierefreie Querung der Gleise im Bahnhofsbereich zwischen der Bahnhofsstraße und der Nürnberger Straße ist dadurch gegeben. Wir optimieren die Gleislage im Bahnhof dabei so, dass für die Nachrüstung von Oberleitungsmasten und Lärmschutzwänden zwischen dem Streckengleis und dem Überholgleis sowie an der Außenseite der Gleisanlagen im Bahnhof Wernberg im Rahmen der Streckenelektrifizierung der erforderliche Bauraum entsteht.

 

Ein Auszug aus unseren Planungsunterlagen: So soll die Fußgängerüberführung später aussehen.

Der Bahnhof Wernberg soll unter Beeinträchtigung des Bahnbetriebs in fünf Bauphasen im Wesentlichen in den Jahren 2028/2029 umgebaut werden. Zu Baubeginn wird für den Umbau der Weichen und die Inbetriebnahme der Stellwerkstechnik eine dreiwöchige Totalsperrung erforderlich. Anschließend sollen innerhalb von ca. sechs Monaten in 2028 die neuen Streckengleise im Bahnhofsbereich, der Mittelbahnsteig und der Neubau der Fußgängerüberführung erfolgen, während der Bahnbetrieb eingleisig über das bestehende Bahnsteiggleis 1 erfolgt. In 2029 erfolgt dann der Neubau des Überholgleises und der Neubau der Eisenbahnüberführung über den Feistenbach (Weidachgraben), während der Bahnbetrieb bereits über das neue westliche Streckengleis eingleisig durchgeführt wird und die Züge am neuen Mittelbahnsteig halten. Zum Wechsel der Bauphasen sind jeweils kurze Totalsperrungen der Bahnstrecke erforderlich.

Genehmigungsverfahren und weitere Informationen

Als Voraussetzung für die Durchführung der Baumaßnahmen soll ein Planfeststellungsverfahren nach §18 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) mit einem Anhörungsverfahren nach §18a AEG durchgeführt werden. Anhörungs- und Planfeststellungsbehörde ist das Eisenbahn-Bundesamt, Außenstelle Nürnberg. Die Pläne zum Vorhaben werden durch die Anhörungsbehörde öffentlich bekannt gemacht und die Träger öffentlicher Belange sowie privat betroffene haben die Möglichkeit, sich zu beteiligen und Einwendungen oder Stellungnahmen abzugeben. Zum Zeitplan des Anhörungsverfahrens und über die Fristen für die Abgabe etwaiger Einwendungen oder Stellungnahmen erfolgt eine gesonderte Bekanntmachung und Information durch das Eisenbahn-Bundesamt. Die entsprechende Bekanntmachung und alle weiteren aktuellen Informationen veröffentlich die DB für die Projekte des Bahnausbaus Nordostbayern auch auf der Homepage. Für Rückfragen zum Projekt ESTW Wernberg wenden Sie sich gerne an uns über das Kontaktformular.

 

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